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Die Zukunft der Finanzflüsse - wie weiter mit dem Geld?

Abendliches Gespräch mit dem Bankenprofessor Urs Birchler

Die Zeit von Negativzinsen fördert neue Ideen vom sicheren privaten Geld. Die Gesprächsreihe «Zukunft Industrie Zug» von Metall Zug AG, Technologie Forum Zug und Zuger Wirtschaftskammer thematisierte verschiedene Fragen um neue Formen des Zahlungsverkehrs und den Einfluss der Digitalisierung auf die Finanzbranche. Über 220 Besucher verfolgten die Diskussion im ZUGORAMA der V-ZUG.

Der emeritierte Bankenprofessor Urs Birchler zeigte auf, dass es in der Geschichte verschiedene Versuche gegeben hatte, Weltreformen und Geldreformen kombiniert zu realisieren. Aktuell ist mit der Vollgeldinitiative wieder eine Geldreform im Gespräch. Auch eine mögliche Bargeldabschaffung wird derzeit kontrovers diskutiert. Für die Funktion des Geldes ist Vertrauen zentral. Erst recht, wenn vom Nationalbankensystem unabhängige dezentrale Systeme aufgebaut werden wie Flugmeilen, WIR-Geld oder Bitcoins. Mit seinem Aufruf «Es braucht mehr Zug im Geldwesen» spielt er einen Steilpass an den Finanzvorsteher der Stadt Zug, Karl Kobelt, der am anschliessenden Podiumsgespräch teilnahm. Mit der international beachteten Meldung, dass die Stadt Zug Bitcoin in beschränktem Umfang als Zahlungsmittel akzeptiert, zeigt Karl Kobelt was er unter Mut in Zeiten des Übergangs versteht.

Das Podium unter der Leitung von Marco Meier repräsentiert die verschiedenen «Player» im Finanzsystem. So zeigt Johann Gevers, Gründer und CEO von Monetas, die Möglichkeit dank neuen Technologien viele vom heutigen Finanzsystem ausgeschlossene Gesellschaftsteile in Entwicklungsländern oder Ländern mit unstabilen und korrupten politischen Systemen ein verlässliches Zahlungsmittel anzubieten. Dank minimalen Transaktionskosten ermöglicht die Technologie auch Kleinsttransaktionen. Gevers sieht darin auch ein grosses Potenzial zur Ermöglichung für Lösungen im Bereich von Internet of things.

Veronica Lange ist globale Leiterin Innovation am UBS Chief Technology Office. Die Digitalisierung bringt Herausforderungen für die Finanzbranche in Form disruptiver Businessmodelle. Dennoch ist sie zuversichtlich, dass Banken auch in Zukunft ihren Markt haben werden. In diesem Zusammenhang erinnert sie zudem an die grosse funktionierende Finanzinfrastruktur, welche es erst ermöglicht, solche neuen Konzepte gemeinsam mit Start Ups zu entwickeln. In dieser Haltung bestärkt wurde sie von Thomas Moser, der als Mitglied des Erweiterten Direktoriums die Sicht der Nationalbank vertrat. Er sieht gerade in der Schweiz die «neue Währungen» wie Bitcoin als spannende Produkterweiterungen. Dass sie die Rollen und Machtverhältnisse im Finanzsystem verschieben, glaubt er vorerst nicht.

Einig waren sich die Podiumsteilnehmer, dass die Digitalisierung sich stark und nachhaltig auf das globale Finanzsystem auswirken wird, und dass die Schweiz gut daran tut, den Anschluss nicht zu verpassen.





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